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Wir gratulieren!

100 Jahre Lampen Meyer in Walle

In diesen Tagen beging die Firma Lampen Meyer ihr 100-jähriges Bestehen. Wir hätten unserem langjährigen Vereinsmitglied natürlich viel lieber einen persönlichen Geburtstagsbesuch abgestattet – doch das ist unter den gegebenen Umständen leider nicht möglich. Darum gratuliert der Verein der Waller Geschäftsleute recht herzlich aus der gebotenen Distanz, und wünscht Kirsten Marbach und Olaf Meyer auch für die Zukunft alles Gute! Dass sich ein Familienunternehmen ein ereignisreiches Jahrhundert lang und über drei Generationen im Stadtteil behaupten kann, ist etwas ganz Besonderes.

Im Angebot von Lampen Meyer ist eine Auswahl von mehr als tausend Leuchten in den unterschiedlichsten Ausführungen und Stilrichtungen, die passenden Leuchtmittel und Installationsmaterial. Ein Geheimtipp ist das Geschäft für Kunden, die sich einen neuen Lampenschirm ganz nach ihren Vorstellungen wünschen. Seit vielen Jahren arbeitet das Unternehmen mit einer thüringischen Traditionsmanufaktur zusammen, die Lampenschirme nach Maß anfertigen kann. Wer zu Lampen Meyer kommt, erhält gewöhnlich aber noch mehr als das: Eine geduldige Beratung, hilfreiche Antworten auf technische Fragen und Zeit für einen persönlichen Plausch. Zurzeit sind die Gegebenheiten indes alles andere als gewöhnlich. Die Pandemie macht für Jubilare keine Ausnahme und hat auch Lampen Meyer die Schließung verordnet. Dennoch ist Inhaberin Kirsten Marbach nach wie vor im Geschäft für ihre Kundschaft zu erreichen, und ein Blick in ihre Schaufenster lohnt sich zurzeit besonders: Sie dienen als Galerie der Erinnerung mit historischen Fotos und Dokumenten aus der hundertjährigen Firmengeschichte.   

Gründer Hermann Heinrich Wilhelm Meyer war wohl ein helles Köpfchen: Als der erst 21-jährige Elektriker am 7. Februar 1921 sein „elektrotechnisches Geschäft“ an der Waller Heerstraße 51 eröffnete, zählte er zu den Pionieren einer technischen Revolution. Die Stadt war gerade dabei, sich auf Hochtouren zu elektrifizieren. Während Anfang der 1920-er Jahre nur ein Bruchteil der Bremer Häuser  einen Stromanschluss besaß, waren bis Ende der 1930-er Jahre fast alle städtischen Haushalte ans öffentliche Netz angeschlossen. Die Geschäfte liefen offensichtlich von Anfang an gut: Bereits 1924 konnte Meyer das imposante Wohn- und Geschäftshaus an der Waller Heerstraße 33b erwerben, in dem sich das Unternehmen bis heute befindet. In den ersten Jahrzehnten waren auch Haushalts- und Rundfunkgeräte im Angebot. Später spezialisierte sich der Waller Elektrikermeister auf Leuchten, Lampen und Lichtanlagen, und machte sich damit nicht nur unter Privatkunden einen guten Namen. Ein wichtiges Standbein waren die gewerblichen Auftraggeber – Hausverwaltungen, Schulen, Behörden, Banken und Industrieunternehmen. Lampen Meyer beschäftigte in den besten Zeiten bis zu zwanzig Mitarbeiter in Ladengeschäft, Verwaltung und Außendienst, war bundesweit tätig, und erhielt Mitte der 1950-er Jahre sogar den Auftrag für die Lichtinstallation beim Aufbau eines neuen Stahlwerks in Indien. 

Sein Sohn, Elektroinstallateurmeister Rolf Meyer, trat 1953 als Teilhaber ins Unternehmen ein, wurde 1963 Alleininhaber und erweiterte die Geschäftsräume im Jahr 1975 um das Nachbarhaus 33c. Eine wichtige Rolle spielten im Unternehmen aber immer auch die patenten Meyer-Frauen: Da war zunächst Anna „Anni“ Meyer, Tochter des Waller Klempnermeisters Hermann Dess und Ehefrau des Firmengründers. Ihre Schwiegertochter Gertrud Meyer nahm nach dem frühen Tod von Rolf Meyer im Jahr 1984 das Heft in die Hand und war noch hochbetagt im Geschäft aktiv – viele Waller Kunden werden sich bestimmt noch erinnern. In den vergangenen Jahren führte das Geschwisterpaar Kirsten Marbach und Olaf Meyer das Unternehmen gemeinsam. Seit  Elektroinstallateurmeister Olaf Meyer kürzlich seinen Ruhestand angetreten hat, leitet Kirsten Marbach das Geschäft alleinverantwortlich weiter.

Walle, die Welt und das Konsumverhalten der Verbraucher haben sich im Laufe des vergangenen Jahrhunderts deutlich verändert. Wie viele andere andere Branchen bekamen auch die Meyers den kalten Wind der neuen Wettbewerbsbedingungen zu spüren – im Privatkundenbereich vor allem die Konkurrenz der großen Vollsortimenter und der Baumärkte, und das weltweit rund um die Uhr verfügbare Sortiment im Internet. Umso erfreulicher, dass es immer noch viele Stammkunden gibt, die ihrem „Lampengeschäft an der Ecke“ treu geblieben sind – oft seit Jahrzehnten. Und vielleicht wächst gerade eine neue Generation von Kunden heran, der bewusst ist, was in ihrer Nachbarschaft verloren ginge, wenn es Unikate wie dieses nicht mehr gäbe.

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